Um es vorweg zunehmen, selten bin ich bisher auf meinen Touren einer solchen landschaftlichen Vielfalt begegnet, wie auf dieser Tour. Diesen Teil kann man mit Recht als die "Toskana Österreichs" bezeichnen. Ich benutzte wenn es ging, fast nur die schmalen Gemeindeverbindungsstraßen. Ein ständiges Auf und Ab kennzeichnet diese Tour durch die sonnigen Weinhügeln und die schattigen Wäldchen.
Die Schilcher Weinstraße hat ihren Namen von der Weinsorte die es nur hier gibt. Sie führt in direkter Nord-Süd-Richtung von Ligist nach Eibiswald. Die Sausaler Weinstraße führt von St. Andrä nach Sulm über das hügelige Sausalgebirge. Bei Kitzeck befindet sich der höchstgelegen Weinanbaugebiet Östereichs. Über die Bezirkshauptstadt Leibnitz fahre ich Richtung Süden zur Klapotetz-Weinstraße und dann auf der Grenzstraße über den Soboth ins Drautal. Zurück zum Hotel fahre ich über Wolfsberg das Lavantal hoch.
Als ich gegen halb 10 Uhr vom Hotel starte, war schon klar, dass es ein sehr sonniger und heißer Tag werden würde. Keine Wolke trübt den Himmel als ich Richtung Packstraße starte. Diese bekannte Österreichische Höhenstraße war das richtige zum Einfahren. Schwungvoll mit wenigen Spitzkehren geht es Höhenmeter um Höhenmeter hoch auf knapp 1200 m. Etwas flacher verläuft die Strasse nach dem Sattel in der Nähe der Ortschaft Pack Richtung Köflach. Von Köflach geht es auf der sehr gut ausgebauten Bundessstraße 70 nach Voitsberg und weiter nach Krottendorf-Gaisfeld.Ich verlasse jetzt die Bundesstraße und fahre Richtung Ligist. Dort beginnt die Schilcher Weinstraße. Die braunen Hinweisschildern mit dem springenden Pferd sind nicht zu übersehen. Zu übersehen sind auch nicht die vielen Weingütern mit ihren Buschenschänken. Die Straße ist nun deutlich schmaler und auch ziemlich holprig. Sie führt über die Hügeln der Weinberge von Gundersdorf nach Greisdorf und Hochgrail, der Heimat des roséfarbenen Schilcher. Auf der ganzen Fahrt kann man einen wunderbaren Ausblick auf die Täler und Hügel der Steirischen Weinberge genießen.
In Stainz, dem Hauptort der Schilcher Weinstraße, verlasse ich diese und mache mich auf dem Weg zur nächsten Weinstraße.
In Stainz biege ich auf die L 638. Die Landstraße folgt in vielen schön zu fahrenden Kurven dem Saubach bis nach Groß St. Florian. Hier setzte ich die Fahrt Richtung Preding fort, biege aber kurz vor Preding rechts ab und fahre über Neudorf und St. Andrä-Höch hoch nach Kitzeck im Sausal. Die Straße windet sich durch die steilsten Weingärten in der Steiermark und es wird dort, im höchsten Weinanbaugebiet Österreichs, ein sehr fruchtiger Wein gekeltert. Nachdem die Zeit schon weit fortgeschritten ist, lege ich hier eine etwas längere Pause ein. Einkehrmöglichkeiten gibt es hier zu genüge. Von Kitzeck geht es dann steil bergab Richtung Fresing.
Von Freising aus fahre ich nach Leibnitz, der Bezirkshauptstadt in der Südsteiermark. In der beschaulichen Kleinstadt mache ich in einem Straßencafé meine Mittagspause. Vom Hauptplatz fahre ich durch die Randgebiete der Stadt nach Aflenz an der Slum. Von hieraus geht es dann über die Weinberghügel nach Gamlitz, einem beschaulichen Winzerflecken. Die Fahrt geht über eine schmale Gemeindeverbindungs-straße durch die Weinberge ins Sulztal. Dort ist nicht mehr weit zur slowenischen Grenze und ich genieße die Fahrt durch die grünen Weinberge, vorbei an unzähligen Buschenschenken die zur Einkehr animieren. Ich bleibe aber meinem Grundsatz: "Beim Motorradfahren keinen Alkohol" treu und fahre Richtung Glanz und dann weiter auf der Landstraße nach Leutchach. Neben der Strecke gibt es auch einige Hopfenfelder zu sehen. Ebenfalls zu sehen sind in den Weinbergen die windgetriebenen Vogelscheuchen, die sogenannten Klapotetz, die der Weinstraße auch den Namen gegeben hat.
Ich biege jetzt auf die B69, die Südsteirische Grenzstraße, ein und bleibe auf der gut ausgebauten Bundesstraße bis Eibiswald. Hier nehme ich mir die Zeit und mache einen Abstecher auf den Radlpass zur Grenze nach Slowenien. Die Passstraße ist gut ausgebaut und führt über saftige Wiesen und durch grüne Wälder hoch auf 680 m. Ohne anzuhalten mache ich wieder kehrt und fahre zurück nach Aibl. Dort biege ich ab auf die L655. Diese schmale Straße führt Richtung St. Lorenzen bis auf eine Höhe von 990 m. Über Rothwein komme ich dann wieder auf die B69. Es ist jetzt nicht mehr weit zum Soboth-Stausee und zum Soboth-Pass. Dieser Streckenabschnitt ist bei Motorradfahrern sehr beliebt und man muss auf Geschwindigkeitsmessungen (70 km/h) vorbereitet sein. Die Straße windet sich nun in engen Kurven und einigen Kehren runter ins Drautal bzw. Lavantal. Ich befinde mich jetzt wieder im Bundesland Kärnten, und ich fahre auf Nebenstrecken das Lavantal hoch bis Wolfsberg. Ab hier nehme ich die B 70 und ich habe es nicht mehr weit bis St. Leonhard im Lavantal bzw. zu meinem Nachtquartier im Hotel Moselebauer.