Mit dem Motorrad durch die Toskana

Mit dem Autozug nach Rimini

Die Anreise in die Toskana erfolgte auf zwei Etappen.

Der erste Startpunkt war der Ostbahnhof in München. Das Motorrad wurde auf den Autozug nach Rimini verladen und ich fuhr mit dem Nachtzug in einem Schlafabteil, das ich mit einem jungen Paar aus der Nähe von Esslingen teilte, nach Rimini. Die nicht gerade komfortablen Schlafbetten und die etwas unruhige Fahrt über die Alpen ließen eine ungestörte Nachtruhe nicht zu. Nach einem einfachen Frühstück warteten wir am nächsten Morgen gespannt auf die Entladung der Motorräder. Nach ca. einer Stunde war es dann soweit und ich konnte meine Maschine von der Laderampe fahren. 

Das Motorrad ist gut verzurrt
Das Motorrad ist gut verzurrt


Von der Adria in die Toskana

Beim Start war ich mir noch nicht sicher, welche Route ich nehmen sollte. Ich entschied mich dann doch für die nördlichere Route an San Marino vorbei. Vom Bahnhof kam ich sehr schnell auf die Ausfallstraße, überquerte die Autostrada und fuhr auf der gut ausgebauten Schnellstraße 9 direkt bis Flori. Hier bog ich links ab in die SS67. Die Strecke führte durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend und ich konnte dann auch einen richtigen Pass erklimmen. Wenn auch nur gut 800 m hoch, so war es eine schöne Abwechslung ein paar Kehren zu fahren.  Die Straße führte jetzt ein schönen Stück durch den Nationalpark "Foreste Casentinesi". Kurz nach Dicomano verließ ich die SS67 und fuhr Richtung Stia. Dieser Abstecher war ein Volltreffer. Was jetzt folgte war eine richtige Kurvenorgie. Die Straße war zwar ziemlich schmal, dafür aber sehr griffig und es war überhaupt kein Verkehr. Nach ca. 30 km erreichte ich Stia und bog nun wieder nach Westen ab und fuhr über den Passo Consuma (immerhin 1060 m hoch) Richtung Pontassieve. Nach diesem wunderschönen Abstecher kam ich an den Arno und fuhr diesen flussaufwärts entlang ca. 50 km  bis nach Montevarchi. Hier verließ ich das Arnotal und fuhr in das Herz des Chianti-Gebietes. Über Radda in Chianti kam ich nach Greve. In einem Cafe auf der Piazza Matteoti mache ich eine längere Pause. Gut gestärkt und ausgeruht geht´s  auf den letzten Teil der Tagesetappe. Von Greve fuhr ich Richtung Castellina und weiter nach Poggibonsi. Dieser Teil der Strecke war die Belohnung für dieses anstrengenden Tag. Kurve an Kurve, fast kein Verkehr und eine griffige Fahrbahn. Dazu kam noch ein tolles Panorama über das halbe Chiantigebiet. Die Fahrt durch Poggibonsi gestaltete sich etwas schwierig, da die Wegweiser nicht immer die richtige Richtung vorgaben. Ich schaffte es aber dann doch, den Weg nach San Gimignano zu finden. Eine Stadtbesichtigung sparte ich mir für den nächsten Tag auf und fuhr gleich zu meinem Hotel. Dort wurde ich sehr herzlich empfangen, das Motorrad kam in die Garage und ich wollte gleich einen Sprung in den herrlichen Pool wagen - wegen der Wassertemperatur beließ ich es dann aber doch bei einem Fußbad.

Kirchturm bei Flori
Kirchturm bei Flori
Auch Pässe gibt es zu bezwingen
Auch Pässe gibt es zu bezwingen


Südliche Toskana und Chianti


Nach einem ausgiebigen Frühstück und bei herrlichem Sonnenschein machte ich mich auf dem Weg in die südliche Toskana. Der Abstecher nach Siena sollte der erste Höhepunkt dieses Tages werden. Eine schöne kurvige Straße führte in das Val d´Elsa. Ich nahm nicht die Schnellstraße sondern führ über die Landstraße nach Siena. Dort fand ich schnell einen Parkplatz für meine Maschine und machte mich zu Fuß auf, diese legendäre Stadt zu erkunden. Es sind nur wenige Meter zum wohl berühmtesten mittelalterlichen Platz der Welt. Die Piazza del Campo mit seinem wunderschönen roten Ziegelsteinpflaster zieht die Menschen in Massen an. Es herrscht ganz schöner Trubel. Eine Tasse Cappuccino in einem der vielen Cafes sollte man sich schon gönnen. Neben dem Piazza del Campo ist es vor allem der Dom, der Siena berühmt machte. Er thront auf dem höchsten Punkt der Stadt. Baubeginn war 1210 und die eindrucksvolle Marmorfassade wurde fast 100 Jahre später von Giovanni Pisano geschaffen. Nachdem sehr viele Leute Schlange standen, musste die Innenbesichtigung leider ausfallen. Ich schlenderte noch einige Zeit durch die vielen engen Gassen der Stadt und machte mich gegen Mittag wieder auf dem Weg und verließ die Stadt und fuhr in die Crete. Auf der Via Cassia, so heißt die Nationalstraße 2 geht es gegen Süden. Die Streckenführung ist wie gemacht für den Motorradfahrer. Unaufhörlich geht es über die unzähligen Bergkuppeln rauf und runter, und in langgezogenen Bögen nach links und nach rechts. Dazu noch die herrlichen Ausblicke. Hinter Buonconvento verlasse ich die Nummer 2 und fahre über einige Kehren hoch zum berühmten Weinstädtchen Montalcino. Ein kurzer Stad-trundgang und der Kauf einer Flasche des berühmten Brunello soviel Zeit muss schon sein. Ich fahre die paar Kehren wieder runter Richtung San Quirico und weiter nach Pienza. Die Etappe nach Pienza führt direkt durch die Hügellandschaft mit Olivenhainen, Zypressen- Alleen, Obstbäumen und  den zu dieser Jahreszeit grün/ gelben Getreidefeldern. Pienza lasse ich liegen - Motorradfahrer dürfen auch nicht hineinfahren- und fahre direkt nach Montepulciano.  Außerhalb der Hauptferienzeit darf man mit dem Motorrad bis zum Hauptplatz hochfahren.Die im Mittelalter schwer umkämpfte Stadt wird von einem Mauerring umgeben. Herz der Stadt ist der Domplatz, der von außergewöhnlichen Palästen, Dom und Rauthaus umgeben ist. Berühmt ist die Stadt auch wegen seines Weines, der z. B. im Palazzo Contucci in riesigen Eichenfässern lagert. 

Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung fahre ich wieder Richtung Norden. Über Torrita und Asciano fahre ich durch das Herzstück der Crete zurück nach Siena. Die Strecke ist wiederum herrlich zu fahren und auch ein Genuss für das Auge. Ich umfahre Siena in südöstlicher Richtung und stoße auf die Via Chiantigiana.

Piazza del Campo in Siena
Piazza del Campo in Siena
Montalcino
Montalcino
Weinfässer im Palazzo Contucci in Montepulciano
Weinfässer im Palazzo Contucci in Montepulciano

Typisches Landschaftsbild in der Toskana
Typisches Landschaftsbild in der Toskana
Zufahrt zu einem Weingut in der Chianti
Zufahrt zu einem Weingut in der Chianti

Diese offizielle Weinstraße führt von Siena über Radda nach Greve und weiter nach Florenz direkt durch hügeligen Weinberge des Chianti. Mit dem Motorrad macht diese Straße einen besonderen Spaß. Entspannt kann man sich in die Kurven legen und in runden Bögen geht es durch die hügelige Landschaft. Man kommt in alte Dörfer und kleine mittelalterliche Städtchen. Die Gegend ist geprägt von den weinbewachsenen Hügeln auf dessen Spitzen häufig Gutshäuser stehen, die über eine von Zypressen gesäumten, geschotterten Zufahrt zu erreichen sind. Die Sonne ist weit nach Westen fortgeschritten und ich beeile mich deshalb, denn ich möchte noch in das Manhattan der Toskana. Die Stadt San Gimignano ist die einzige Gemeinde, die noch über so viele Wohntürme verfügt. Die Stadt ist fest in touristischer Hand und alles drängt sich in die schmalen Gassen mit den vielen Andenkenläden, Cafes und Weinlokalen. Ich halte mich nicht all zulange in der Stadt auf und steuere, nachdem sich mein Magen schon meldet, die Pizzeria in der Nähe meines Hotels an. Hier gibt es eine richtige italienische Holzofenpizza. Auf den Rotwein verzichte ich aufs Erstes, denn den genieße ich, nachdem ich das Motorrad in die Garage gestellt habe und mich richtig frisch gemacht habe, im Hotel.