Heute ist Motorradfahren angesagt. Die Tour geht in das Bergland im Westen der Toskana. Zuerst geht in 1000 Kurven durch dichtbewaldetes und dünnbesiedeltes Bergland Richtung Massa Marittima. Die alte Etruskerstadt liegt auf einer Bergkuppe, die man über ein paar Serpentinen schnell erreicht. Links ist ein Parkplatz und es sind von da nur wenige Meter ins Zentrum der Stadt. Die Stadt ist ein echtes Juwel mittel-alterlicher Stadt-Architektur und der Besuch ein Muss. Der Name Marittima sagt aus, dass es nicht mehr weit zum Meer sein kann und so mache ich ich auf dem Weg, dass Mittelmeer zu sehen. Ich fahre zunächst süd-westlich nach Follonica. Dort ist mir aber zu viel Rummel und so fahre ich wieder ein Stück zurück und biege dann nach Norden ab.
Die Straße von Suvereto nach Sassetta ist ein richtiger Knaller. Sie schlängelt sich wie eine Ziehharmonika an der Westseite des Monte Ceci entlang. Man sieht nie, was hinter der nächsten Ecke wartet. Ausblick gibt es leider keinen, den man fährt direkt durch einen grünen Tunnel aus Bäumen und Büschen. In Sassetta biege ich nach links ab Richtung Meer.
Bei Castagneto verlasse ich das Hügelland und fahre an den Strand von Marina die Castagneto, der um diese Jahreszeit noch ziemlich leer ist.Nach einer etwas längeren Pause am Meer, wird es wieder Zeit Asphalt unter die Räder zunehmen. Es geht auf der gleichen Strecke zurück nach Sassetto. Kurz vorher her biege ich links ab Richtung Pomarance. Die Strecke ist ebenfalls sehr kurvig und es geht über jede Menge Hügel auf denen alte Städte und Dörfer thronen. Bei Lardorella stinkt es gewaltig nach Schwefel. Der Grund ist schnell erforscht. Hier wird die warme Luft im Erdinneren an die Oberfläche geholt und dort als Energie weiter-verwendet. In Pomarance halte ich auf einen Cappuccino an und treffe zufällig meine Zugbegleiter, die hier übernachten. Wir unterhalten uns kurz und dann geht die Fahrt weiter nach Volterra.
Der Blick auf Volterra, das hoch oben auf einem 530 m hohen Hügel thront ist sicher einer der beeindruck-endsten in der ganzen Toskana. Bereits die Etrusker haben die Stadt gegründet und die Römer haben sie zur blühenden Handelsmetropole gemacht. In wenigen Kehren ist man oben angelangt und steht vor der histori-schen Altstadt. Der Stadtkern von Volterra ist mit seinen malerischen Gassen, den gemütlichen Bars und Weinläden einer der schönsten in der Toskana. Nachdem sich der Tag schon wieder schnell zu Ende neigt, kann ich mich leider nicht lange aufhalten. Bei der Weiterfahrt zum Hotel komme ich noch bei den römischen Ausgrabungen vorbei, die ich mir noch näher ansehe. Der Tag war wieder sehr anstrengend und so ging ich nach dem Abendessen frühezeitig zu Bett, denn Morgen wartete wieder eine langer Motorradtag auf mich.
HOTEL "LE VOLPAIE"
VIA NUOVA 9
53030 CASTEL SAN GIMIGNANO
TEL. 0039 0577 953140
info@hotellevolpaie.it
Hotel mit vorzüglichem Frühstück
Das kleine von der Familie Sozzi geführte Hotel liegt in
ruhiger Ortsrandlage inmitten eines schönen Gartens. Der Pool lädt nach einer Motorradtour zum Entspannen ein. Das reichhaltige Frühstückbuffet gehörte zum Beste, was ich bisher in
Italien genießen konnte.
Am vierten Tag meines Aufenthaltes in der Toskana hieß es Abschied nehmen. Ich hatte die Rückreise mit einem Zwischenstopp am Gardasee geplant. Von Castel San Gimignano aus machte ich mich auf den Weg nach Pisa und dann hatte ich einen Abstecher zu den Marmorbrüchen in Carrara geplant ehe es über die Apuanischen Alpen in die Reggio Emilia ging. Von dort ging es dann auf der Autobahn Richtung Westseite des Gardasee. Die Übernachtung hatte ich in Gargnano hoch über dem See im Hotel Residence Hotel Monte Gargnano gebucht.
Für die Strecke nach Pisa wählte ich die die Nebenstrecke auf der SP62 und SP11 nach Pontedera. Von dort ging es dann auf der SS67 direkt nach Pisa. Ich hatte Glück, denn wegen des Giro d´Italia war die Zufahrt zur Piazza del Duomo gesperrt, aber ich konnte mich mit dem Motorrad doch durchschmuggeln. Ich nahm mir etwas Zeit um den Dom und das berühmteste schiefe Bauwerk der Welt zu besichtigen. Nach ca. einer Stunde machte ich mich dann auf den Weg und fuhr auf der SS1 Richtung Nordens den Marmorsteinbrüchen in Carrara. Die Steinbrüche sind wegen ihres besonderes weißen reinen Marmors gerade für Kunstwerke sehr beliebt. Aber auch für Bodenbeläge wird er heute gern verwendet. War die
Da die meisten Steinbrüche in etwa 1000 Meter Höhe. liegen war die Gewinnung der schweren Steinblöcke bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts überaus mühselig und aufwendig, er-möglichten technische Neuerungen, wie die mit Dampf, Dieselkraftstoff und elektrischer Energie angetriebenen Stein-bearbeitungsmaschinen, den Abbau in großem Umfang. Da-durch wurde Carrara zum internationalen Zentrum der Marmorbearbeitung. Anfang der 1960er-Jahre gelang es, die Produktion der Nachfrage anzugleichen, als die Steinbrüche in exponierter Lage durch ein Netz von Straßen erschlossen wurden. Die fahrt hoch zu den Marmorbrüchen war mit meiner schweren Tourenmaschine eine große Heraus-forderung, da man innerhalb kurzer Strecke von Meereshöhe auf 1000 m hoch fährt und dass auf teilweise Schot-terstrecken. Ich war dann auch heilfroh wieder vom Berg herunter zu sein.
Der Transport der bis zu 40 Tonnen schwer-en Blöcken geschieht heute mit großen LKW's, die speziell für diesen Transport ge-baut sind. Es verlangt aber weiterhin hohes fahrerischen Können, die schmalen steilen Sperpentinenstrecke unfallfrei hinunter zu fahren.
Nach diesem Abstecher in die Steinbrüche von Carrara, der deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant, musste der Abstecher nach La Spezzia entfallen und ich vor dann gleich von Carrara hoch in die Apuanischen Alpen. Auf der SS446 ging es am Castello Maspalino vorbei auf einer herrlichen Motorradstrecke (schmalen, und kurvenreichen Straße mit wenig Verkehr) hoch nach Ceserano. Dort bog ich dann in die gut ausgebaute SS 63 ein, auf der ich sehr gut voran kam da wenig Verkehr war und es auch keine schwierigen Kehren zu bewältigen gab.. Auf der Passhöhe des Passo de Cerrito (1260 m), die auch die Grenze zwischen der Toskana und der Emilia Romagna bildet, machte ich dann eine etwas längere Kaffeepause. Danach ging es dann immer bergab und ich erreichte die Stadt, die der Provinz den Namen gab, Reggio Emilio. Dort fuhr ich dann auf die Autostrada A1. Hinter Parma bog ich dann in die A 21 ein und überquerte bei Cremona den Po. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Gardasee. In Saló stieß ich an den See und fuhr am Westufer entlang bis nach Gargnano. Dort ging es dann nochmals steil hoch bis zum Hotel Monte Gargnano. Mit einem sehr gutem italienischen Abendessen incl. Rotwein konnte ich diesen erlebensreichen und anstrengenden Tag (bin immerhin 455 km gefahren) abschließen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich dann am 5. Tag auf die Heimreise. Ich fuhr zuerst am auf der SP 9 am fjordähnlichen Stausee "Lago di Valvestino" vorbei zum Idrosee. Dort bog ich auf die SS 227 ein und fuhr auf diese Richtung Tione di Trento. Dort bog ich auf die SS 239 ab und fuhr hoch zum bekannten Skiort Madonna di Campiglio, dass man heute in einem Tunnel umfährt. Von dort ging es dann stetig bergab nach Dimaro. Dort bog ich auf die sehr gut ausgebaute SS 42 ein und fuhr an dem ebenfalls fjordähnlichen Stausee "Lago di Santa Giustina" vorbei durch ein großes Obst- und Weinanbaugebiet bei Cloz. Es ging jetzt wieder leicht bergauf nach Fondo. Dort bog ich dann in die SS 238 ein, die mich über das Gampenjoch (1512 m) hinunter ins Etschtal brachte. Jetzt nahm der Verkehr deutlich zu und ich fuhr auf der SS 38 das Vinsch-gau hoch zum Reschensee. Dort machte ich dann eine längere Pause um dann zügig durch das Inntal nach Landeck zu fahren. Bei Landeck fuhr ich dann auf die Inntalautobahn die ich dann in Rosenheim wieder ver-ließ. Über die B 15 ging es dann Richtung Landshut. In Taufkirchen bog ich dann auf die B 388 nach Vilsbi-burg ab. Von dort ging es dann das Vilstal entlang nach Gerzen und dann war ich auch bald zu Hause.
Es war für mich die erste und bisher auch die einzige Motorradreise die ich mit dem Autozug unternahm. Mit dieser Kombination war es mir möglich, in einer Nachtfahrt mit der Bahn bis nach Mittelitalien und mit einem Tag Motorradfahren ins Herz der Toskana zu gelangen. Die beiden Touren in der Toskana waren diese weite Reise auf alle Fälle wert. Die zweitägige Rückfahrt mit Zwischenstopp am Gardasee war vom Motorradfahren gesehen auch ganz o.K., wenn auch die Fahrt auf der italienischen Autostrada nicht unbedingt sein muss, aber dann muss auf die Abstecher nach Pisa und nach Carrara verzichten.